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Schaltende taktile Sensoren

Einfaches Funktionsprinzip

Einfache schaltende Tastsysteme arbeiten nach dem Dreibeinprinzip (Abb. 27 links). Berührt die Tastkugel das Messobjekt, wird ein Signal (Trigger) zum Auslesen der Maßstabssysteme des Koordinatenmessgeräts erzeugt. Der Messpunkt ergibt sich aus den Koordinaten des Messgeräts und bezieht sich auf den Mittelpunkt der Tastkugel. Diese ist über einen steifen Schaft auf einer Dreipunktlagerung angebracht, die in jeder der drei Auflagen als Schalter ausgebildet ist. Wird der Taster aus einer beliebigen Richtung ausgelenkt, wird mindestens ein Schalter geöffnet. Dies wird als Schaltsignal weiterverarbeitet. Der Nachteil dieses Systems liegt insbesondere darin, dass die Antastkräfte stark von der Antastrichtung abhängig sind. Dies führt zu unterschiedlicher Tasterdurchbiegung und damit zu einer nicht vernachlässigbaren richtungsabhängigen Antastabweichung (dreieckige Charakteristik), die nur schwer zu korrigieren ist.

<p>Abb. 27: Schaltende Taster: Prinzip mit mechanischen Kontakten (links): Stromkreis wird bei Auslenkung unterbrochen (a). Durch die Dreipunktlagerung (b) ist die Antastkraft und die Lage x der Schaltpunkte am Schwellwert S um maximal den Faktor 2 richtungsabhängig (»Lobing«). Prinzip mit taktilelektrischem Wandler (rechts): Der elektromechanische Wandler (c) erzeugt ein nahezu richtungsunabhängiges Signal, bevor die Dreipunktlagerung auslöst.</p>

Richtungsunabhängiges Antastverhalten

Höherwertige Tastsysteme setzen zur Umwandlung des mechanischen in ein elektrisches Signal Wandlerelemente wie z. B. Piezoelemente oder Dehnungsmessstreifen ein (Abb. 27 rechts). Mit ihnen lässt sich ein weitgehend richtungsunabhängiges Antastverhalten erreichen. Eine nachgelagerte Elektronik sorgt dafür, dass auch mit sehr geringen Antastkräften gearbeitet werden kann. Die vom Sensor beeinflusste Messunsicherheit ist geringer. Das Dreibein wird meist erst nach der Detektion des Antastpunkts ausgelenkt. Damit werden relativ große »Bremswege« in den Achsen zulässig. Gemeinsamer Nachteil aller schaltenden Taster ist, dass das Koordinatenmessgerät zum Ermitteln eines Messpunkts mit dem Messobjekt in Kontakt gebracht wird und anschließend wieder aus dem Kontakt herauszufahren ist. Somit ergeben sich für jeden Messpunkt Antastzeiten im Sekundenbereich. Die Hauptvorteile der schaltenden gegenüber den nachfolgend beschriebenen messenden Tastern liegen im relativ geringen Preis und den etwas kleineren Abmessungen. Wegen der geringen Anzahl der Messpunkte ist ihr Einsatz auf die Messung von Merkmalen mit vernachlässigbaren Formabweichungen begrenzt (Abb. 26).

Richtungsunabhängiges Antastverhalten
<p>Abb. 26: Auswirkung der Anzahl und Lage der Antastpunkte auf das Messergebnis bei einem Objekt mit Formabweichung: a) reale Kontur mit Formabweichung (überhöht dargestellt); b) vier Antastpunkte und hieraus berechneter Ausgleichskreis nach Gauß; c) vier weitere Antastpunkte mit Ausgleichskreis – es zeigen sich erhebliche Abweichungen zum Ergebnis aus b); d) mit Scanning gewonnene Antastpunkte (nur zum Teil dargestellt) und daraus berechneter »richtiger« Ausgleichskreis – aufgrund der hohen Punktezahl ist hier auch die Bestimmung der Formabweichung sinnvoll; e, f) Der Hüllkreis (Größtmaß) und der Pferchkreis (Kleinstmaß) werden durch Extrempunkte bestimmt und sind deshalb nur mit hoher Punktedichte messbar. g) Auch die Lage der Mittelpunkte der Kreise variiert.</p>